MARSCH
Die Tøndermarsk wurde vom Meer erschaffen und vom Menschen geformt.
Das Wasser spielt in Tøndermarsken eine wichtige Rolle. Heute werden das Meer- und Flusswasser mithilfe von Deichen und Schleusen zurückgehalten. Fluss- und Regenwasser werden mithilfe von Deichen, Kanälen und Schöpfwerken durch die Marsch geleitet. Zusammen machen Sie die Landschaft zu etwas ganz besonderes.
Hier können Sie eine reiche Gebäudekultur in einer prächtigen Kulturlandschaft erleben, in der einige der wichtigsten Vogelschauplätze Europas liegen. Das Gebiet ist außerdem ein Teil des Nationalparks Wattenmeer, wobei der westliche Teil zum UNESCO-Welterbe gehört.
SCHÖPFWERKE
Die Schöpfwerke sind ein wesentliches Element bei der Trockenlegung der Tøndermarsk, indem sie dafür sorgen, dass das Regenwasser aus den tiefergelegenen Marschfeldern abgeleitet wird. Aufgrund der lehmigen Erde fließt das Wasser der Felder durch „Grüppen“ (Entwässerungsrinnen) und Gräben ins Kanalsystem. Die Kanäle leiten das Wasser in die Schöpfwerke, wo es von rotierenden Schaufelrädern in die ein gedeichten Wasserläufe der Tøndermarsk gehoben wird. Wenn der Pegel des Wassers in der Kammer einen gewissen Stand erreicht hat, kann es durch eine Öffnung in der Kammer in die Vidå fließen.
Früher wurden windgetriebene Be- und Entwässerungs mühlen verwendet, aber heute arbeiten die Pumpen in den vier großen Werken alle elektrisch. Die vier Schöpfwerke in der Tøndermarsk heißen Lægan, Nørremølle, Højer und Sejersbæk. Der Gotteskoog in Deutschland wird vom Schöpfwerk Verlath entwässert, welches das Wasser in den Rudbøl-See bugsiert, sodass es mit der Vidå ins Wattenmeer fließt.
Lægan Schöpfwerk
Dieses Schöpfwerk aus dem Jahre 1929 ist die größte von vier Anlagen in der Tøndermarsk – ein wesentliches Element bei der Entwässerung der Tøndermarsk. Der Name bezeugt die frühe Geschichte der Gegend. Genau hier legten nämlich die Schiffe an, nachdem 1556 der erste große Meeresdeich errichtet worden war. Der Deich kreuzte die Vidå bei Lægan und unterband die freie Schifffahrt vom Wattenmeer nach Tønder. Nun mussten die Schiffe anlegen – Dänisch: lægge an –, und zwar bei Lægan. Von hier wurden die Waren nach Tønder gefahren oder in kleinere Wasserfahrzeuge verfrachtet. Obwohl Lægan seine Funktion als Hafen wieder einbüßte, blieb der Name erhalten. Das Gebäude wurde nach den Prinzipien von Bedre Byggeskik (Besser Bauen) errichtet. Das Schöpfwerk entwassert ein Gebiet von etwa 8.000 Hektar.
Nørresø
Der See Nørresø östlich von Lægan ist geschaffen worden, um die Lebensumstände des Schnäpels zu verbessern. Der Schnäpel ist ein Lachsfisch und eines der seltensten Tiere Dänemarks. Die Vidå und weitere große Flüsse im dänischen Wattenmeer gehören zu seinen letzten Standorten weltweit. Vom Flussdeich hat man eine gute Aussicht über den See.
DEICHE
In der Tøndermarsk gibt es sowohl Meeres- als auch Flussdeiche. Die hohen Meeresdeiche, errichtet zwischen 1556 und 1981, schützen die Marsch vor Sturmfluten aus dem Meer. Die Marsch gewannan Umfang, und als das neugewonnene Landeingedeicht wurde, verloren die älteren Deiche ihre Funktion. Heute wird die Marsch vom Vordeich „Det Fremskudte Dige“ aus dem Jahre 1981 geschützt, während der Højer-Deich als zusätzliche Absicherung dient.
Der Vordeich (Det fremskudte Dige) markiert die äußerste Grenze der Tøndermarsk sum Wattenmeer. Im Januar 1976 drohte eine heftige Flut die Tøndermarsk zu überschwemmen, sodass dass ganze Gebiet evakuiert werden mussen. Als Konsequens wurde der Vordeich (Det fremskudte Dige) erichtet, um die Sicherheit der Bewohner in der Marsch zu gewährleisten.
Der Deich quert die Landesgrenze und wird auch als Deutsch-Dänische Deich bezeichnet. Im Norden stößt er an der Düne Emmerlev Klev auf das Hochland, die sogenannte Geest, im Süden verläuft er bis zur Insel Sylt. An der Vidå Schleuse fließt das Wasser der Vidå durch den Deich hinaus ins Wattenmeer. Hinter dem Vordeich liegt der Margrethe-Koog, einer der wichtigste Vogelorte Europas.
Die niedrigeren Flussdeiche entlang der Wasserläufe wurden bei der Entwässerung der Tøndermarsk in den Jahren 1927-30 errichtet. Sie sorgen dafür, dass die Entwässerung der Marsch funktioniert und das Wasser im Flussbett bleibt, wenn es aus den Kanälen in den tiefgelegenen Marschgebieten gepumpt wird.
KANÄLE
Die Tøndermarsk wird von Kanälen durchzogen. Seit dem Mittelalter haben die Bewohner der Marsch Kanäle gegraben, um den Verlauf des Wassers in der Marsch zu kontrollieren. Das heutige Kanalsystem wurde bei der Entwässerung der Tøndermarsk in den Jahren 1927–30 etabliert, wobei die Kanäle das Wasser in die Schöpfwerke der Marsch hinein– und auch wieder herausführen.
Das System dient deshalb nicht nur der Entwässerung, sondern kann mit seinen Versorgungskanälen auch Wasser in der Marsch bereitstellen. Diese Kanäle werden an den Schöpf werken gefüllt und sichern somit das Trinkwasser für die Weide tiere der Marsch. Der Wasserpegel wird von Stemmwerken geregelt, das sind einfache Absperrungen, die das Wasser zurück halten und damit einen bestimmten Wasserpegel im Kanal gewährleisten. Die Kanäle haben außerdem zur Abgrenzung von Grundstücken die Funktion von Zäunen übernommen.
SCHLEUSEN
Die Schleusen leiten die Vidå durch die Deiche der Marsch. Heute dient die Vidå–Schleuse im Deutsch-Dänishe Deich (Det fremskudte Dige) als äußerste Schleuse in der Tøndermarsk, die das tägliche Hochwasser und Sturmfluten fernhält. Die Schleusentore schließen selbsttätig, wenn der Wasserpegel im Wattenmeer höher ist als jener der Vidå. Bei geschlossenen Schleusentoren steigt der Pegel in der Vidå, bis das Wasser im Wattenmeer wieder absinkt und das Fluss wasser die Schleusentore aufdrücken kann.
Die Vidå-Schleuse löste 1981 die Højer-Schleuse aus dem Jahre 1860 ab, damals die erste steinerne Schleuse in der Tøndermarsk. Früher gab es ebenfalls Schleusen bei Nørremølle, Rudbøl und Lægan, wo die Deiche die Vidå kreuzten.
DAS LEBEN IN DER MARSCH
Über 500 Jahre hinweg nahm der Mensch mit seinen Entscheidungen Einfluss auf die Landschaft in der Tøndermarsk. Damit prägte er die Lebensbedingungen sowohl der Vögel als auch des Menschen selbst. Die Entwicklung von der offenen zur eingedeichten und später trockengelegten Marsch war indes nicht allein für das Leben vor Ort entscheidend, sondern auch für die Nutzung der Landschaft, den Zugang zum Meer und das reiche Vogelleben in der Marsch. Der Mensch drückt heute noch dieser Landschaft seinen Stempel auf.
Die Städte und Dörfer der Marsch
Die meisten Bewohner der Tøndermarsk leben an deren Rand in den drei Städten Tønder, Møgeltønder und Højer. Andere leben in verstreuten Warftsiedlungen mitten in der Marsch um die Dörfer Rudbøl und Ubjerg. Diese Siedlungsstruktur ent wickelte sich im frühen Mittelalter, als die Städte entstanden und die ersten Menschen sich in der Marsch niederließen.
Die Ortschaft Nørremølle wuchs im 18. Jahrhundert auf dem Deich, und zwar nach der Eindeichung des Gamle Frederikskog 1692 und des Rudbøl Kog 1715. Seit dem Mittel alter aber wurden keine neuen Dörfer gegründet. Erst nach der Trockenlegung der Tøndermarsk in den 1920ern, als das Risiko von Überschwemmungen deutlich sank, hat man begonnen, das Marschland direkt zu bebauen.